Freitag, 22. August 2014

Die lebenslange Beweisführung



Jürgen, Mitte 50, kam zu mir, weil er nach einigen Fehlschlägen nochmal so richtig durchstarten wollte.
Er beklagte, dass er, nachdem er seinen ungeliebten Ursprungsberuf als Bankkaufmann aufgegeben hatte, als Vertriebler zwar immer mittelmäßigen Erfolg gehabt hatte, aber nie das wirkliche Gefühl von Erfolg, geschweige denn Freude an der Arbeit.
Er erzählte von dem Gefühl sich immer irgendwie blockiert und auch benachteiligt zu fühlen.


Seine Geschichte:
In der Sitzung offenbarte sich eine sehr präsente Wut auf seinen bereits verstorbenen Vater, der ihm in der Kindheit die Unterstützung Fußball-Profi zu werden, verweigert hatte und ihn statt am Fußballtraining teilnehmen zu lassen zur Mithilfe auf dem elterlichen Bauernhof verdonnert hatte. Der Vater war streng, autoritär und auch die Hand rutschte ihm gerne aus.
Auf  Druck seines Vaters musste Jürgen einen „anständigen“ Beruf erlernen, Fußball-Profi zu werden, oder überhaupt Fußball zu spielen wertete der Vater stets als Hirngespinst und Firlefanz ab.
Jürgen selbst dagegen hielt sich für sehr talentiert, traute sich aber nicht, sich gegen den Vater durchzusetzen.
Die Vermutung, dass die latente Leistungsblockade die Folge der Abwertung des Vaters ist, war aber ,wie sich rausstellte, völlig falsch, denn mit seiner Erfolgsverweigerung versuchte Jürgen in seiner noch immer brennenden Wut dem Vater und auch sich selbst zu beweisen, dass ein „anständiger“ Beruf eben doch nicht der richtige Weg für ihn war, sondern der Beruf des Fußball-Profis doch die bessere Wahl gewesen wäre.
Seine Trauer über sein verschwendetes Talent wich der Erkenntnis, dass er noch weitere Talente besitzt, die er auch jetzt noch fürden gewünschten Erfolg einsetzen kann.


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